Leichte Sprache: Was sie ist – und warum sie wichtig ist

Das Wichtigste in Kürze

  • Leichte Sprache ist eine besonders leicht verständliche und klar strukturierte Form des Deutschen mit festen Regeln.
  • Sie richtet sich primär an Menschen mit Lernschwierigkeiten, kognitiven Einschränkungen oder mit geringer Lesekompetenz. Aber auch viele weitere Zielgruppen profitieren davon.  
  • Leichte Sprache fördert Barrierefreiheit, Inklusion und Nutzerfreundlichkeit.
  • In Deutschland ist sie in vielen Bereichen für öffentliche Stellen gesetzlich vorgeschrieben. Unternehmen können sie freiwillig einsetzen und profitieren dadurch von besserer Verständlichkeit und einer größeren Reichweite.

Warum Leichte Sprache wichtig ist

Leichte Sprache ist kein bloßes Hilfsmittel, sondern eine grundlegende Voraussetzung für die digitale und gesellschaftliche Teilhabe. 

  • Barrierefreiheit & Inklusion: Wer Texte nur schwer versteht, bleibt oft ausgeschlossen. Leichte Sprache hilft, diese Barrieren abzubauen und richtet sich besonders an Menschen mit Lernbehinderungen oder kognitiven Einschränkungen. Sie ermöglicht ihnen, Informationen selbstständig, sicher und ohne fremde Hilfe zu verstehen. 
  • Mehr Nutzerfreundlichkeit: Auch Menschen ohne Einschränkungen profitieren von Leichter Sprache. Dazu gehören unter anderem Senioren und Seniorinnen, Personen mit geringen Deutschkenntnissen und alle, die Informationen schnell erfassen möchten. Klar strukturierte und leicht verständliche Texte reduzieren Missverständnisse, senken dadurch den Frust und erhöhen die Zufriedenheit der Nutzer:innen.
  • Rechtliche Vorgaben: In Deutschland fordern Gesetze wie das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG), zentrale Texte auch in Leichter Sprache bereitzustellen. Die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BTV) und das neue Europäische Barrierefreiheitsgesetz (EAA) stärken die Pflicht zur barrierefreien Kommunikation.
    Für öffentliche Stellen ist Leichte Sprache verbindlich, für private Anbieter ein starkes Zeichen für Inklusion und Kundennähe.
  • Unternehmen profitieren auch: Der Einsatz von Leichter Sprache bietet Unternehmen viele Vorteile, sowohl für die digitale Barrierefreiheit als auch für die Sichtbarkeit im Netz. Klar strukturierte und leicht verständliche Inhalte unterstützen die SEO, weil sie von Suchmaschinen besser erfasst werden und die Auffindbarkeit erhöhen. Gleichzeitig finden Besucher:innen schneller, was sie suchen, verbringen mehr Zeit auf der Website und die Absprungrate sinkt. Eine inklusive Kommunikation stärkt zudem das Vertrauen, vergrößert die Reichweite und zeigt, dass das Unternehmen Verantwortung übernimmt. 

 

Was ist Leichte Sprache?

Leichte Sprache ist eine speziell entwickelte Form der deutschen Alltagssprache, die komplexe Inhalte so reduziert, dass sie für möglichst viele Menschen verständlich sind. Dadurch wird allen Menschen der Zugang zu Informationen erleichtert. 

Kennzeichnend ist nicht nur die sprachliche Vereinfachung, sondern auch eine klare Struktur im Text sowie ergänzende Hilfen wie Bilder oder Symbole. Ziel ist es, Barrieren abzubauen und Teilhabe zu ermöglichen – in Politik, Verwaltung, Medien und im Alltag.

Das Konzept entstand 1996 in den USA, als die Selbstvertretungsorganisation People First unter dem Namen Easy Read ein Modell entwickelte, um die Rechte von Menschen mit Lernschwierigkeiten zu stärken. In Deutschland griff der Verein Mensch zuerst die Idee ab 2001 auf und veröffentlichte erste Wörterbücher in Leichter Sprache. Daraus ging 2006 das Netzwerk Leichte Sprache hervor, das seit 2013 als eigenständiger Verein das maßgebliche Regelwerk für Leichte Sprache in Deutschland herausgibt. Diese Regeln bestimmen bis heute, wie Texte erstellt und geprüft werden.

Die wichtigsten Regeln für Leichte Sprache (nach dem Netzwerk Leichte Sprache):

  • kurze Hauptsätze ohne Nebensätze und nur eine Aussage pro Satz: so bleibt der Inhalt klar und leicht nachvollziehbar.
    • Beispiel: AccessGo ist eine Softwarelösung, die Unternehmen dabei unterstützt, die gesetzlichen Anforderungen an digitale Barrierefreiheit einzuhalten. -> AccessGO ist eine Software. Sie macht Internetseiten barrierefrei. 
  • Einfache, bekannte Wörter: auch Synonyme, Metaphern oder bildhafte Sprache werden vermieden.
    • Beispiel: AccessGO ist ihr digitaler Kompass für Barrierefreiheit. -> AccessGO hilft, Ihre Internetseite barrierefrei zu machen. 
  • Aktive Sprache und einfache Grammatik: Texte in Leichter Sprache nutzen viele Verben in aktiver Form und verzichten auf Genetiv- sowie Konjunktivkonstruktionen.
    • Beispiele: Die Überprüfung der Webseite erfolgt durch AccessGO. -> AccessGO prüft die Internetseite. 
      Die Website könnte für Menschen mit Seheinschränkungen verständlicher sein, wenn die Bilder Beschreibungen hätten. -> Bilder brauchen eine Beschreibung. So verstehen blinde Menschen die Internetseite besser. 
  • Keine Abkürzungen oder Fachbegriffe: Fachwörter oder Abkürzungen werden nur verwendet, wenn sie direkt in Leichter Sprache erklärt werden.
    • Beispiel: AccessGO prüft Ihre Webseite nach WCAG. -> AccessGO prüft Ihre Internetseite nach bestimmten Regeln. Die Regeln heißen WCAG. Das ist eine englische Abkürzung. Auf Deutsch heißt das: Regeln für barrierefreie Internet-Seiten. 
  • einfacher Satzbau: Subjekt – Prädikat – Objekt
    • Beispiel: Die Webseite verstehen viele Menschen nicht. -> Viele Menschen verstehen die Internetseite nicht.
  • unterstützende Bilder, Icons oder Piktogramme, die den Text ergänzen 
  • Klare Struktur: Absätze, Zwischenüberschriften, Aufzählungen
  • Gut lesbar: große Schrift, kontrastreiche Darstellung 
  • Prüfung durch die Zielgruppe: Texte in Leichter Sprache sollten von Menschen mit Lernschwierigkeiten geprüft werden. Nur sie können bestätigen, ob ein Text wirklich verständlich ist.
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Häufige Fehler bei Leichter Sprache

Auch wenn die Grundidee einfach klingt, passieren bei der Anwendung von Leichter Sprache immer wieder typische Fehler:

  1. Verwechslung mit Einfacher Sprache: Viele setzen Leichte Sprache mit Einfacher Sprache gleich,  dabei gibt es entscheidende Unterschiede. Einfache Sprache ist weniger streng geregelt und richtet sich allgemein an Menschen, die komplizierte Texte schwer verstehen. Leichte Sprache dagegen folgt festen, verbindlichen Regeln (z. B. vom Netzwerk Leichte Sprache) und wird in der Regel von Prüfgruppen auf Verständlichkeit getestet. Mehr Informationen zu den Unterschieden zwischen Leichter Sprache und Einfacher Sprache finden Sie in unserem ausführlichen Beitrag: Was ist der Unterschied zwischen einfacher und Leichter Sprache?.
 
  1. Nur den Text vereinfachen: Leichte Sprache bedeutet nicht nur kurze Sätze. Ebenso wichtig sind ein klar gegliedertes Layout, genügend Weißraum, aussagekräftige Zwischenüberschriften und unterstützende Bilder oder Piktogramme. Wenn diese Elemente fehlen, bleibt der Text oft schwer verständlich, selbst wenn die Sprache vereinfacht ist.
 
  1. Keine Prüfung durch die Zielgruppe: Ein Text in Leichter Sprache sollte nicht allein von der Autorin oder dem Autor beurteilt werden. Am wirksamsten ist eine Prüfung durch Menschen mit Lernschwierigkeiten oder kognitiven Einschränkungen, da sie die eigentliche Zielgruppe sind. Nur so lässt sich sicherstellen, dass der Text tatsächlich verstanden wird. Alternativ können geschulte Prüfer:innen oder spezialisierte Dienstleister die Qualität sichern.

Checkliste für Leichte Sprache

✓   Sind die Sätze kurz und enthalten nur eine Aussage? 

✓   Werden einfache, bekannte Wörter verwendet? 

✓   Werden Fachbegriffe vermieden oder erklärt? 

✓   Gibt es unterstützende Bilder oder Symbole? 

✓   Ist die Schrift groß oder gut lesbar? 

✓   Ist der Text gut strukturiert (Überschriften, Absätze)? 

✓   Wurde der Text von der Zielgruppe geprüft? 

Rechtliche Bedeutung

Leichte Sprache ist in Deutschland nicht nur freiwillig, sondern in vielen Bereichen gesetzlich vorgeschrieben.

  • BGG (Behindertengleichstellungsgesetz): verpflichtet öffentliche Stellen, bestimmte Inhalte in Leichter Sprache bereitzustellen und so die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen zu sichern.
  • BITV 2.0 (Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung): seit 2011 in Kraft und das erste Gesetz in Deutschland, das eine konkrete Pflicht zur Nutzung von Leichter Sprache eingeführt hat. Es gilt für Internetseiten von Behörden und öffentlichen Einrichtungen, die zentrale Informationen zusätzlich in Leichter Sprache anbieten müssen. Ziel ist es, allen Menschen den Zugang zu digitalen Inhalten zu ermöglichen – unabhängig von individuellen Einschränkungen.
  • EAA (European Accessibility Act) & BFSG (Barrierefreiheitsstärkungsgesetz): 2019 beschlossen, legt die EU-Richtliinie Mindeststandards für die Barrierefreiheit von Produkten und Dienstleistungen fest. Ziel ist es, Barrierefreiheit europaweit einheitlich zu sichern und allen Menschen einen gleichberechtigten Zugang zu ermöglichen.
    In Deutschland wird der EAA durch das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) umgesetzt, das seit Juni 2025 gilt. Damit werden auch private Anbieter verpflichtet, ihre Angebote barrierefrei zu gestalten. Leichte Sprache gewinnt dadurch langfristig auch im Unternehmenskontext an Bedeutung.

Damit gilt: Für öffentliche Stellen ist Leichte Sprache verbindlich. Für Unternehmen besteht derzeit noch keine flächendeckende Pflicht. Dennoch ist der Einsatz ein starkes Signal für Inklusion, Kundennähe und zukunftsorientierte barrierefreie Kommunikation.

Leichte Sprache und SEO

Leichte Sprache verbessert nicht nur die Verständlichkeit, sondern erhöht auch die Sichtbarkeit im Internet. Suchmaschinen bevorzugen klare und strukturierte Inhalte, die Nutzer:innen leicht lesen und verstehen können. Dadurch sinkt die Absprungrate, während Verweildauer und Interaktionen steigen, was sich insgesamt positiv auf das Rating auswirkt.  Für Unternehmen bedeutet das, dass Leichte Sprache nicht nur die Barrierefreiheit verbessert, sondern gleichzeitig auch die Sichtbarkeit und Reichweite im Netz stärkt.

Fazit

Leichte Sprache ist ein Schlüsselfaktor für barrierefreie Kommunikation und Inklusion.

Sie ermöglicht Menschen mit Einschränkungen den Zugang zu wichtigen Informationen, verbessert die Nutzerfreundlichkeit für alle und erfüllt rechtliche Anforderungen.

Für Unternehmen bietet sie zudem einen klaren Mehrwert: mehr Reichweite, weniger Missverständnisse, bessere Auffindbarkeit und mehr Vertrauen.

Wer Texte in Leichter Sprache anbietet, schafft echte Teilhabe für alle und macht die eigene Kommunikation zukunftssicher und trägt zu einer inklusiven Gesellschaft bei.

Passende Fragen unserer Kunden

Was ist der Unterschied zwischen Leichter Sprache und Einfacher Sprache?

Leichte Sprache folgt festen, verbindlichen Regeln. Sie nutzt sehr kurze Sätze, einfache Wörter und klare Strukturen. Zielgruppe sind vor allem Menschen mit Lernschwierigkeiten oder geringer Lesekompetenz.

Einfache Sprache ist weniger stark reglementiert. Sie vermeidet komplizierte Fachbegriffe, reduziert die sprachliche Komplexität und richtet sich allgemein an ein breiteres Publikum, das von verständlicher Ausdrucksweise profitiert.

Das hängt von Art und Zielgruppe der Website ab. Öffentliche Stellen sind in vielen Bereichen gesetzlich verpflichtet, zentrale Inhalte in Leichter Sprache bereitzustellen. Für private Unternehmen gibt es derzeit keine Pflicht, dennoch stärkt Leichte Sprache Inklusion, Kundennähe und die Nutzerfreundlichkeit.

Menschen mit kognitiven Einschränkungen, Lernschwierigkeiten oder geringer Lesekompetenz profitieren besonders von Leichter Sprache. Auch ältere Menschen finden durch klare Formulierungen und kurze Sätze leichter Zugang zu Informationen. Darüber hinaus erleichtert sie vielen weiteren Nutzer:innen die Orientierung, zum Beispiel in Stresssituationen oder wenn Informationen schnell erfasst werden müssen.

Texte in Leichter Sprache sollten idealerweise von zertifizierten Übersetzer:innen erstellt werden. Grundlage sind feste Regeln des Netzwerks Leichte Sprache: kurze Sätze, einfache Wörter, klare Strukturen und bei Bedarf unterstützende Bilder oder Symbole. Digitale Tools können die Erstellung erleichtern, ersetzen jedoch keine professionelle Prüfung durch geschulte Expert:innen oder Prüfgruppen.

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