Was sind Assistive Technologien? Bedeutung für digitale Barrierefreiheit

Das Wichtigste in Kürze

  • Assistive Technologien sind digitale oder physische Hilfsmittel, die Menschen mit Behinderungen den Zugang zu digitalen Inhalten und Anwendungen ermöglichen.
  • Zu den wichtigsten zählen Screenreader, Braillezeilen, Spracherkennungssysteme, Vorleseprogramme und Vergrößerungssoftware.
  • Sie wandeln Informationen in alternative Wahrnehmungsformen um, etwa Text in Sprache oder visuelle Inhalte in tastbare Schrift.
  • Ihre Funktion hängt davon ab, dass digitale Inhalte technisch korrekt aufgebaut und kompatibel mit diesen Technologien sind.
  • Assistive Technologien sind zentrale Werkzeuge für digitale Inklusion und fördern die selbstbestimmte Teilhabe aller Menschen am digitalen Leben.

Warum sind Assistive Technologien für digitale Barrierefreiheit relevant?

Digitale Barrierefreiheit bedeutet, dass digitale Inhalte so gestaltet sind, dass sie von allen Menschen, unabhängig von Einschränkungen, genutzt werden können. Dazu gehören visuelle, auditive, motorische und kognitive Beeinträchtigungen. Assistive Technologien sind das zentrale Werkzeug, das diesen Zugang ermöglicht. 

Ein Screenreader ermöglicht beispielsweise Menschen, die nicht sehen können, die Nutzung von Webseiten oder Apps, indem er den Inhalt in gesprochene Sprache oder Brailleschrift umwandelt. Eine Spracherkennungssoftware hilft Menschen mit motorischen Einschränkungen, digitale Geräte ohne Tastatur oder Maus zu bedienen. Für Menschen mit Sehschwächen kann eine Vergrößerungssoftware oder eine kontraststarke Darstellung den Unterschied zwischen Nutzbarkeit und Ausschluss bedeuten.

Damit diese Technologien jedoch zuverlässig funktionieren, müssen Webseiten und digitale Anwendungen bestimmte technische und semantische Anforderungen erfüllen. Nur wenn Inhalte sauber strukturiert und korrekt ausgezeichnet sind, können sie von Assistive-Technologien erkannt, interpretiert und wiedergegeben werden. Eine unklare HTML-Struktur, fehlende Alternativtexte oder nicht beschriftete Bedienelemente führen dazu, dass Barrieren entstehen, obwohl die technischen Hilfsmittel vorhanden sind.

Assistive Technologien sind somit nicht nur Hilfsmittel, sondern auch ein Maßstab für gute, inklusive Webgestaltung. Eine Webseite, die mit Screenreadern oder Tastaturnavigation problemlos funktioniert, ist in der Regel auch für alle anderen Nutzerinnen und Nutzer klarer, übersichtlicher und intuitiver zu bedienen.

Grafik_Assistive Technologien

Was sind Assistive Technologien?

Assistive Technologien, auch assistive Hilfsmittel genannt, sind digitale oder physische Werkzeuge, die Menschen mit Behinderungen dabei unterstützen, selbstbestimmt zu leben, zu kommunizieren und digitale Inhalte zu nutzen. Im digitalen Raum spielen sie eine zentrale Rolle, wenn es um den barrierefreien Zugang zu Webseiten, Anwendungen und Dokumenten geht. Sie bilden die Brücke zwischen der technischen Welt und den individuellen Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer.

Der Begriff umfasst eine große Bandbreite an Hilfsmitteln, von klassischen physischen Geräten wie Braillezeilen bis hin zu hochentwickelten Softwarelösungen wie Screenreadern oder Spracherkennungssystemen. Ziel all dieser Technologien ist es, Barrieren abzubauen und Menschen mit Einschränkungen den gleichen Zugang zu digitalen Informationen zu ermöglichen.

Gerade in einer zunehmend digitalen Welt ist ihre Bedeutung kaum zu überschätzen. Ohne sie wären viele Online-Angebote, Behördendienste, E-Learning-Plattformen oder Kommunikationskanäle für Millionen von Menschen nur schwer oder gar nicht zugänglich. Assistive Technologien stehen daher im Zentrum digitaler Inklusion und sind ein wesentlicher Bestandteil barrierefreier Gestaltung.

Beispiele für digitale Assistive Technologien

Zu den bekanntesten Assistiven Technologien gehören Screenreader, die Bildschirmtexte und Bedienelemente in gesprochene Sprache oder Blindenschrift ausgeben. Programme wie JAWS, NVDA oder VoiceOver gehören zu den am häufigsten genutzten Anwendungen. Sie ermöglichen es blinden Menschen, Texte zu lesen, Formulare auszufüllen oder Websites zu bedienen, ohne den Bildschirm sehen zu müssen.

Braillezeilen sind Hardwaregeräte, die Informationen auf dem Bildschirm in tastbare Brailleschrift übertragen. So können blinde Personen Textzeilen über ihre Finger ertasten.

Sprachausgabe-Tools und Vorleseprogramme unterstützen Menschen mit Lernschwierigkeiten oder eingeschränktem Sehvermögen, indem sie Texte akustisch wiedergeben. Sie werden häufig auch von Menschen genutzt, die lieber hören als lesen oder unterwegs auf Informationen zugreifen möchten.

Spracherkennungssysteme ermöglichen die Steuerung digitaler Geräte per Spracheingabe. Diese Technologien sind nicht nur für Menschen mit motorischen Einschränkungen relevant, sondern werden auch zunehmend im Alltag eingesetzt, etwa über digitale Assistenten wie Siri oder Google Assistant.

Vergrößerungssoftware hilft Menschen mit Sehbehinderung, indem sie Text und grafische Elemente auf dem Bildschirm vergrößert. Viele Betriebssysteme bieten inzwischen integrierte Funktionen, um Zoomstufen, Schriftgrößen und Kontraste individuell anzupassen.

Auch die Tastaturnavigation ist eine Form assistiver Technologie. Sie erlaubt es, Webseiten und Anwendungen ohne Maus zu bedienen. Über die Tabulator-Taste kann von Element zu Element gesprungen werden, was vor allem für Menschen wichtig ist, die keine präzisen Mausbewegungen ausführen können.

Technische Voraussetzungen für barrierefreie Nutzung

Damit Assistive Technologien reibungslos funktionieren, müssen Webseiten und digitale Inhalte bestimmte Standards erfüllen. Die Grundlage dafür bilden die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG), die vom World Wide Web Consortium (W3C) entwickelt wurden. Diese Richtlinien beschreiben, wie digitale Inhalte so gestaltet werden, dass sie für alle Menschen zugänglich sind.

Ein zentrales Prinzip ist die semantische Strukturierung. Inhalte müssen korrekt ausgezeichnet sein, damit sie maschinell verstanden werden können. Dazu gehören Überschriftenhierarchien, Listen, Tabellen, Links und Formulare, die mit entsprechenden HTML-Tags versehen sind. Wenn diese Struktur fehlt oder fehlerhaft ist, kann ein Screenreader nicht erkennen, welche Information welche Bedeutung hat.

Ebenso wichtig sind Alternativtexte für Bilder. Sie beschreiben, was visuell dargestellt wird, und machen so auch nicht-sichtbare Informationen zugänglich. Ohne Alternativtext bleibt einem Screenreader-Nutzer der Inhalt des Bildes verborgen.

Ein weiterer Punkt ist die Tastaturbedienbarkeit. Alle interaktiven Elemente einer Webseite müssen über die Tastatur erreichbar sein. Buttons, Links, Formulare und Menüs müssen so programmiert werden, dass sie sich logisch per Tabulator oder Pfeiltasten ansteuern lassen.

Auch Farbe und Kontrast spielen eine große Rolle. Menschen mit Sehschwächen oder Farbenblindheit benötigen ausreichend hohe Kontrastverhältnisse, um Texte und Bedienelemente zu erkennen. Visuelle Hinweise dürfen niemals die einzige Form der Informationsvermittlung sein.

Häufige Probleme bei der Nutzung von Assistiven Technologien

In der Praxis zeigen sich immer wieder ähnliche Fehler, die die Nutzbarkeit für Menschen mit Behinderungen stark einschränken. Ein häufiges Problem sind fehlende oder unklare Alternativtexte. Wenn Bilder keine Beschreibung haben, bleibt deren Inhalt für Screenreader-Nutzer unsichtbar.

Ein weiteres Problem sind nicht beschriftete Buttons oder Formulare. Wenn ein Formularfeld nicht gekennzeichnet ist, kann ein Screenreader nicht ansagen, was dort eingetragen werden soll. Auch unlogische Überschriftenhierarchien erschweren die Orientierung erheblich, weil Nutzerinnen und Nutzer nicht erkennen können, wie der Inhalt strukturiert ist.

Viele Webseiten setzen zudem auf visuelle Navigationselemente, etwa Farben oder Icons, die nicht durch Text ergänzt werden. Dadurch verlieren Menschen mit Sehbehinderung oder Farbsehschwäche wichtige Informationen.

Pop-up-Fenster oder dynamische Inhalte stellen eine weitere Herausforderung dar. Wenn sie nicht korrekt mit ARIA-Labels (Accessible Rich Internet Applications) versehen sind, erkennt der Screenreader sie nicht und Nutzer wissen nicht, dass sich der Seiteninhalt geändert hat.

Diese Probleme zeigen: Barrierefreiheit ist keine rein visuelle oder ästhetische Aufgabe, sondern eine Frage der technischen Präzision und semantischen Klarheit.

Gesetzliche Grundlagen der digitalen Barrierefreiheit

Mehrere Gesetze verpflichten dazu, digitale Inhalte so zu gestalten, dass sie mit assistiven Technologien wie Screenreadern, Braillezeilen oder Spracherkennungssoftware nutzbar sind. Das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) bildet die rechtliche Basis für den gleichberechtigten Zugang zu digitalen Informationen. Die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV 2.0) konkretisiert diese Vorgaben und schreibt vor, dass öffentliche Webseiten und Apps gemäß den internationalen WCAG-Richtlinien barrierefrei umgesetzt werden müssen.

Mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG), das am 28. Juni 2025 in Kraft getreten, werden diese Anforderungen auf private Anbieter digitaler Produkte und Dienstleistungen ausgeweitet. Damit wird sichergestellt, dass alle digitalen Angebote so entwickelt werden, dass sie mit gängigen assistiven Technologien vollständig bedienbar sind und niemand von der digitalen Teilhabe ausgeschlossen wird.

Fazit

Assistive Technologien bilden das Fundament digitaler Inklusion. Sie ermöglichen Menschen mit sensorischen, motorischen oder kognitiven Einschränkungen die gleichberechtigte Teilhabe an der digitalen Welt. Damit sie zuverlässig funktionieren, müssen Webseiten, Anwendungen und Dokumente technisch sauber, semantisch klar und benutzerfreundlich gestaltet sein.

Digitale Barrierefreiheit ist heute kein Randthema mehr, sondern ein zentraler gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Standard. Organisationen und Unternehmen, die ihre digitalen Angebote für Assistive-Technologien optimieren, fördern nicht nur Chancengleichheit, sondern verbessern zugleich Nutzererlebnis, Markenwahrnehmung und rechtliche Sicherheit. Barrierefreiheit ist damit kein Zusatz, sondern ein zentrales Qualitätsmerkmal moderner und verantwortungsvoller digitaler Kommunikation.

Passende Fragen unserer Kunden

Was versteht man unter assistiven Technologien?

Assistive Technologien sind digitale oder analoge Hilfsmittel, die Menschen mit Behinderungen dabei unterstützen, digitale Inhalte, Geräte oder Anwendungen selbstständig zu nutzen.

Im Web kommen unter anderem Screenreader, Sprachausgabe-Programme, Braillezeilen, Tastaturnavigation, Vergrößerungssoftware und Sprachsteuerungen zum Einsatz. Sie machen Webseiteninhalte wahrnehmbar und bedienbar, auch ohne Maus oder visuelle Darstellung.

Nur technisch korrekt strukturierte Webseiten können von Assistiven Technologien zuverlässig ausgelesen und interpretiert werden. Fehlen semantische Strukturen, Alternativtexte oder Tastaturpfade, bleiben wichtige Inhalte unzugänglich.

Eine erste Prüfung ist mit Tools wie dem WAVE Accessibility Checker oder über einfache Tastaturtests möglich. Mit AccessGO lässt sich die Barrierefreiheit zusätzlich automatisch analysieren, dokumentieren und gezielt verbessern.

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Matthias Wirz
AccessGO